Triangle stone
Ein evolutionärer Rahmen für ein
Ökosystem ethischer Wirtschaftssysteme
Die Absicht der enaktiven Ökonomie ist es, eine neue Art von Weisheit zu fördern, die in einer ausgereifteren Ökonomie verwurzelt ist, die zutiefst von erfahrungsmäßigen Praktiken ethischer menschlicher Transformation geprägt ist.

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WARUM

Eine bessere Welt hervorbringen

Maturana und Varela entwickelten ein Systemleitbild der elementaren Lebensvorgänge sowie der Prozesse, durch die wir zu Wissen bzw. Erkenntnis gelangen. Durch dieses Systembild wird das Weltbild der Ökonomie und auch unser tradiertes Weltverständnis radikal umgewälzt. Es lässt uns erkennen, dass Kooperation und Toleranz, nicht Konkurrenz und Wettbewerb, Grundlage aller Lebensvorgänge sind. Die Welt, in der wir leben, ist eine Welt, die wir im Prozess des Erkennens gemeinsam erschaffen. Es liegt an uns, ob wir die in unserem biologischen Erbe angelegten Gesetze des Lebens erkennen und danach handeln oder ob wir sie verkennen und die Grundlagen unseres Lebens und unserer Menschlichkeit damit zerstören.

WAS

Definition des enaktiven Ansatzes

Autonomie
(Ökonomische) Lebewesen sind autonome Akteure, die sich selbst aktiv generieren und erhalten und dadurch auch ihre eigenen kognitiven Bereiche entfalten und hervorbringen.
Sinn-Bildung
Das Wirtschaftssystem ist ein autonomes dynamisches System. Es generiert und pflegt aktiv seine eigenen kohärenten und bedeutungs-
vollen Aktivitätsmuster, ent-
sprechend seiner Funktions-
weise als zirkuläres und eintritts-invariantes Netzwerk interagierender Akteure. Das Wirtschaftssystem verarbeitet keine Informationen im Input-Output-Sinn, sondern schafft Bedeutung.
Emergenz
Erkenntnis ist die Ausbildung absichtlichen (ethischen) Handelns in situierter und verkörperter Handlung. Kognitive Strukturen und Prozesse entstehen aus wiederkehrenden Feedback-Mustern von Wahrnehmung, (Lernen) und Handlung.
Verkörperung
Die Umgebung eines kognitiven Netzwerks ist keine vorspezifizierte, äußere Welt, die intern durch das "Gehirn" repräsentiert wird, sondern eine relationale Welt, die durch die autonome Handlungsweise und die Art der strukturellen Kopplung des Netzwerks mit seiner Umgebungswelt geschaffen bzw. hervorgebracht wird.
Erfahrung
Erfahrung ist zentral für jedes Verständnis einer ethischen Ökonomie. Hier ist ethisches Lernen in der Praxis gefragt. Erfahrung führt zu Erkenntnis und Erkenntnis muss letztendlich zum Handeln führen. Was ist ansonsten der Sinn der Erkenntnis?

WIE

Enactive Economics

Ethisches Know-How
Grundlage der enaktiven Wirtschaftstheorie ist eine aktive Wirtschaftsethik, die näher an der Weisheit, als an der Vernunft, näher am Verstehen des Guten, als an der richtigen Anpassung an bestimmte Situationen liegt.
Dezentrale Netzwerke lokaler Mikro-Ökonomien
Lokale, autonome Mikro-Ökonomien erweitern unsere Freiheit, Werte aller Art selbst zu definieren. So verschieben wir den Machtort zum Individuum und zu den lokalen Netzwerken: Generativ, dezentralisiert, lokal koordinierend.
Zirkuläres Anreizsystem
Die Interessen der Beteiligten im Netzwerk werden auf neue Art und Weise in Einklang gebracht, indem sie durch den Marktmechanismus dezentral koordiniert werden. Durch das Fehlen einer zentralen Komponente, die das gesamte Netzwerk steuert und für den eigenen Gewinn arbeitet, werden die Anreize der Mitglieder besser aufeinander abgestimmt und die Individuen im Netzwerk besser auf das Ganze ausgerichtet. Unternehmen innerhalb des Netzwerks werden eher zu Gemeinschaften oder Ökosystemen.
Enaction
Die Idee ist, dass Objekte durch die absichtlichen Aktivitäten des Bewusstseins zugänglich oder verfügbar gemacht werden, um auf die Art und Weise zu erfahren, wie sie sind. Eine ethische Wirtschaft zeigt sich sozusagen mit den Eigenschaften, die sie hat, weil sie durch die absichtlichen Aktivitäten unseres Geistes offenbart und geweckt werden. Nach Auffassung der alten, darwinistisch geprägten Biologie überlebt ein Lebewesen nur dann, wenn es sich möglichst vollkommen seiner Umwelt anpasst. Es wäre damit sklavisch abhängig von einer objektiven Außenwelt. Für Maturana und Varela gibt es jedoch keine "objektive" Wirklichkeit: wenn Grunderfordernisse des Lebens erfüllt sind, haben lebende Systeme - auch Menschen - alle Freiheit, sich ihre Welt selbst zu schaffen, anstatt nur auf Vorgegebenes zu reagieren. Das Subjekt ist somit entscheidend an der Schöpfung seiner nur scheinbar objektiven Wirklichkeit beteiligt.

Menschliche Erkenntnis ist nicht das Erfassen einer unabhängigen Außenwelt durch einen getrennten Geist oder ein eigenes Selbst, sondern stattdessen das Hervorbringen oder Verwirklichen einer abhängigen Welt von Relevanz in und durch verkörpertes Handeln. Die wichtigste Neuerung ist, dass die Rolle der Umwelt als Quelle des Inputs in den Hintergrund tritt, da Repräsentationen keine zentrale Rolle mehr spielen. Dementsprechend verschiebt sich die Intelligenz von der Fähigkeit, ein Problem zu lösen, zur Fähigkeit in eine gemeinsame Welt von Bedeutung einzutreten.

ENAKTIVE WIRTSCHAFTSETHIK

Ethik ist viel näher an der Weisheit, als an der Vernunft, näher am Verstehen des Guten, als an der richtigen Anpassung an bestimmte Situationen

Autonome Netzwerke
MIKROWELTEN & MIKROIDENTITÄTEN
Wir operieren immer in irgendeiner Art von Unmittelbarkeit einer gegebenen Situation. Unsere gelebte Welt ist so spontan, dass wir uns nicht bewusst darüber sind, wie wir in ihr Leben. Eine solche Handlungsbereitschaft nennt Varela eine Mikroidentität und ihre entsprechende gelebte Situation eine Mikrowelt. Somit kann "wer wir sind" in keinem Moment von anderen Dingen und anderen Menschen getrennt werden.
Emergente Struktur
KNOW-HOW STATT KNOW-WHAT
Erkenntnis entsteht nicht aus Repräsentation, sondern aus verkörperter Handlung. Die Welt, die wir kennen, ist nicht vorgegeben; sie wurde vielmehr, durch unsere Geschichte der strukturellen Kopplung hervorgebracht und die zeitlichen Verbindungen, die "Enaktion" hervorbringen, wurzeln in der Anzahl der alternativen Mikrowelten, die in jeder Situation aktiviert werden. Diese Alternativen sind die Quellen des gesundes Menschenverstandes.
Erkenntnisprozess
ETHISCHE EXPERTISE
Wahrhaft ethisches Verhalten entsteht nicht aus bloßer Gewohnheit oder Gehorsam gegenüber Mustern oder Regeln. Wirklich ethische Menschen handeln aus umfassenderen Neigungen und überschreiten somit die Beschränkungen, die rein gewohnheitsmäßigen Antworten inhärent sind. Intelligenz sollte unsere Handlungen leiten, aber im Einklang mit der Struktur der vorliegenden Situation, nicht in Übereinstimmung mit einer Reihe von Regeln oder Verfahren.
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ETHISCHE EXPERTISE

Der Unterschied zwischen spontaner Bewältigung und rationalem Urteil

Usecase collaboration

Eine Reise des Erfahrens und Lernens

Ethisches Fachwissen ist sehr weit von der vorherrschenden westlichen Tradition des rationalen Urteils entfernt. Ethisches Verhalten weist auf eine Reise des Erfahrens und Lernens hin, nicht auf ein bloßes intellektuelles Rätsel, das man löst. Es weist auf den Erwerb einer Disposition hin, bei der Unmittelbarkeit der Überlegung vorausgeht, während nicht-duale Handlung der radikalen Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt vorausgeht. So können wir zwischen selbst-bewusster bzw. intentionaler Handlung und selbstloser bzw. intentionsloser Handlung unterscheiden.

Usecase curation

Das Selbst als virtuelle Person

Unsere Mikrowelten und -Identitäten kommen nicht alle in einem festen, zentralisierten, einheitlichen ICH zusammen, sondern entstehen und verschwinden in einer Abfolge von sich verändernden Mustern. Das Selbst ist frei von einer Selbst-Natur, ohne jede greifbare Substanzialität. Die Art der Identität des kognitiven Selbst ist eine der Entstehung durch einen verteilten Prozess. Damit ist ein kohärentes globales Muster gemeint, das aus der Aktivität einfacher lokaler Komponenten entsteht, die zentral zu sein scheint, aber nirgends zu finden ist und dennoch essentiell ist als Interaktionsniveau für das Verhalten des Ganzen. Das kognitive Selbst ist seine eigene Implementierung: Seine Geschichte und seine Handlung sind aus einem Stück.

Usecase ownership

Unsere Beziehung mit der Umwelt

Das Nervensystem ist ein derart begabter Synthesizer von Regelmäßigkeiten, dass jedes Grundmaterial als Umgebung ausreicht, um eine überzeugende Welt hervorzubringen. Durch diese Tatsache verschwindet einfach die Vorstellung, dass die Welt eine Quelle von Informationen darstellt, die dargestellt werden sollen. Die Autonomie des kognitiven Selbst steht voll im Fokus. Wenn wir also Gesetze oder soziale Regeln finden und sie als von außen gegeben erachten, sind wir dem Irrtum erlegen, substantielle Identität, einer in Wirklichkeit emergenten Eigenschaft eines komplexen, durch soziale Interaktionen vermittelten Prozesses, zuzuordnen.

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DER HAUPTVORSCHLAG

Ethisches Know-How ist die fortlaufende, direkte
Erfahrung mit der Virtualität des Selbst

Die moderne Wissenschaft lehrt uns, dass das Selbst virtuell und leer ist und das es ständig entsteht, um mit Zusammenbrüchen in unseren Mikrowelten fertig zu werden. Taoismus, Konfuzianismus und Buddhismus lehren, dass ethisches Wissen in der Natur fortlaufend ist und in der fortwährenden Verwirklichung dieses leeren Selbst im gewöhnlichen Leben und Handeln begründet ist. Trotzdem vermeiden wir normalerweise diesen Aspekt unserer fragmentierten, virtuellen Natur und doch geht es beim ethischen Lernen um die Praxis. Mit anderen Worten, wenn wir keine Transformation praktizieren, werden wir nie den höchsten Grad an ethischer Kompetenz erreichen. Der Erwerb dieses Fachwissens ist zentral wichtig.

Unser natürlicher Impuls ist Mitgefühl

Die Praxis, die Leere in jedem Moment zu erkennen, ist bekannt als Praxis der Achtsamkeit/Bewusstheit. Im Wesentlichen ein radikales Nicht-Tun, wird es traditionell als universelle Praxis verstanden. Es wird gesagt, dass die volle Verwirklichung der Grundlosigkeit nicht stattfinden kann, wenn es keine Wärme gibt. Tatsächlich beginnen die meisten traditionellen Achtsamkeits-Lehren nicht mit Grundlosigkeit, sondern mit der Kultivierung von Mitgefühl. So wird gesagt, dass der Verlust eines festen Bezugspunktes oder Grundes in entweder sich selbst, anderen oder einer Beziehung zwischen ihnen, so untrennbar mit dem Mitgefühl verbunden ist, wie die zwei Seiten einer Münze. In dieser Sichtweise ist unser natürlicher Impuls Mitgefühl, aber er wurde von Angewohnheiten des Ego-Anhaftens verdunkelt, wie die Sonne, die von einer vorbeiziehenden Wolke verdeckt wird.

Die Verwirklichung dieses positiv gedachten Zustands ist keine Haaresbreite anders als die gewöhnliche Welt; es ist genau diese gewöhnliche, bedingte, unbeständige, schmerzhafte, grundlose Welt, die als der unbedingte, höchste Zustand erfahren (erkannt) wird. Und die natürliche Manifestation, die Verkörperung dieses Zustandes ist Mitgefühl - bedingungsloses, furchtloses, "rücksichtsloses", spontanes Mitgefühl. Wie ein zeitgenössischer tibetischer Lehrer treffend formuliert: "Wenn der vernünftige Geist nicht mehr klammert und greift, ... erwacht man in die Weisheit, mit der man geboren wurde und mitfühlende Energie entsteht ohne Vorspiegelung."

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MITGEFÜHL

Wie können wir dieses bedingungslose
Mitgefühl weiter verstehen?

Die Möglichkeit der Sorge für andere, die in allen Menschen gegenwärtig ist, ist gewöhnlich mit dem Gefühl des Egos vermischt und wird so mit der Notwendigkeit verwechselt, das eigene Verlangen nach Anerkennung und Selbsteinschätzung zu befriedigen. Hier bezieht sich Varela stattdessen auf die spontanen Gesten, die entstehen, wenn man nicht in den gewohnten Mustern gefangen ist - wenn man keine Willenshandlungen aus erlernten Gewohnheitsmustern ausführt. Es ist das dezentrierte Selbstideal, das sich auch in der Ethik der Psychoanalyse ausdrückt. Wenn die Handlung ohne die Business-Deal-Mentalität ausgeführt wird, kann es Entspannung geben und das wird als höchste Großzügigkeit bezeichnet.

Einer der wichtigsten Schritte besteht darin, Mitgefühl für die eigene Fixierung auf das Ich-Selbst zu entwickeln. Die Idee dieser Haltung ist, dass die Konfrontation unserer eigenen Klammer-Tendenzen eine freundliche Haltung gegenüber uns selbst ist. Wenn sich diese Freundlichkeit entwickelt, vergrößert sich auch unser Bewusstsein und unsere Sorge um unsere Mitmenschen. An diesem Punkt können wir uns ein offeneres und nicht egozentrisches Mitgefühl vorstellen. Eines der Hauptmerkmale des spontanen Mitgefühls - dass kein Merkmal des auf gewohnheitsmäßigen Mustern beruhenden Willens ist - besteht darin, dass es keinen Regeln folgt. Es ist nicht abgeleitet von einem axiomatischen ethischen System oder sogar von pragmatischen moralischen Verfügungen. Sein höchstes Ziel ist es, auf die Bedürfnisse der jeweiligen Situation einzugehen. So wird die wahre Ethik des Weisen nicht entwickelt, sondern sichtbar gemacht.

Authentische Fürsorge liegt auf dem
Grund des Seins

Die tibetisch-buddhistische Tradition spricht davon, dass die Bestandteile des virtuellen Geistes durch die fortlaufende Lernreise (der Bekanntschaft mit der Virtualität des Selbst) in Weisheit verwandelt wird. Dieses Gefühl der Transformation bedeutet nicht, sich von der Welt abzuwenden und aus dem mentalen Funktionieren herauszukommen, da die Bestandteile, auf denen das ungenaue Gefühl von Selbst und Welt beruht, auch die Grundlage der Weisheit sind. Das Mittel zur Umwandlung geistiger Bestandteile in Weisheit, ist die Moment-zu-Moment-Erkenntnis des virtuellen Selbst, wie es ist - leer von jeglichem egoistischem Grund, dennoch voller Weisheit. Hier wird von Varela postuliert, dass authentische Fürsorge auf dem Grund des Seins liegt und in einem nachhaltigen, erfolgreichen ethischen Training voll manifestiert werden kann.

ÖKONOMIE DES MITGEFÜHLS

Wie kann eine solche Haltung dezentrierten,
responsiven, mitfühlenden Anliegens in unserer
Ökonomie gefördert und verkörpert werden?

Es kann offensichtlich nicht nur durch Normen und rationalistische Verfügungen geschaffen werden. Es muss durch Disziplinen entwickelt und durch ein Wirtschaftssystem verkörpert werden, die das Loslassen von egozentrierten Gewohnheiten ermöglichen und es ermöglichen, das Mitgefühl spontan und selbsttragend wird. Es ist nicht so, dass es keinen Bedarf für normative Regeln in der relativen Welt gibt - solche Regeln sind eindeutig in jeder Gesellschaft notwendig. Solange aber solche Regeln nicht von der Weisheit bestimmt werden, die es ihnen ermöglicht, sich in den Anforderungen der Reaktion auf die Besonderheit und Unmittelbarkeit gelebter Situationen aufzulösen, werden die Regeln zu sterilen, haarspalterischen Hindernissen für mitfühlendes Handeln und nicht als Ursache für ihre Manifestation.

Sprechen allein wird sicherlich nicht ausreichen, um spontane, nicht-egozentrische Handlungen und ethisch entwickelte Personen hervorzubringen. Mehr noch als Erfahrungen von Einsichten, können Worte und Konzepte leicht erfasst, als Grund genommen und zu einem Mantel der "Ich-heit" verwoben werden. Lehrer in allen kontemplativen Traditionen warnen davor, feste Absichten und Konzepte als Realität zu akzeptieren. Wir können einfach nicht die Notwendigkeit einer nachhaltigen, disziplinierten Praxis übersehen. Individuen müssen persönlich ihr eigenes Gefühl des virtuellen Selbst entdecken und hineinwachsen.

Varelas Verständnis darüber was ethisches Know-how ist und wie es erworben wird ist mehr als alles andere ein Plädoyer für die Wiederverzauberung von Weisheit, verstanden als nicht-intentionale Handlung. Diese geschickte Herangehensweise an die Ökonomie basiert auf einer Pragmatik der Transformation, die nichts weniger verlangt als ein Moment-zu-Moment-Gewahrsein der virtuellen Natur unseres Selbst. In seiner vollen Entfaltung erschafft es Offenheit als authentische Fürsorge.